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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 23.07.2010


Larkin Poe - Spring
Tatjana Zilg

Drei Schwestern spüren schon früh, wo sie hinmöchten: Die Musik soll im Mittelpunkt ihrer Teenie-Jahre stehen. Als Lovell Sisters bezauberten sie Amerika und den Rest der Welt. 2010 stieg die ...




... Älteste aus und das jüngere Gespann macht mit viel Elan als Larkin Poe weiter.

Rebecca und Megan Lovell sind gegenwärtig gerade mal 19 und 20 Jahre und legen ein Album mit größtenteils selbstgeschriebenen Songs hin, das professionell ausgefeilt ist und viel Lebensfreude ausstrahlt. Inspiration dafür bot unter anderem ihre Beschäftigung mit Bluegrass, einem Musikstil, der nicht unbedingt die jugendlichen Talente des 21. Jahrtausends anzieht, sondern auf eine Tradition zurückblickt, die ihre Anfänge zwischen 1930 und 1940 nahm. In den USA hat diese Musikrichtung die Country-Musik stark beeinflusst und eine lebendige Szene hat sich den Klängen von Mandoline und Banjo mit großer Leidenschaft verschrieben.
Die beiden Larkin Poe-Schwestern verbinden ihre Empathie für den Bluegrass mit eingängigen Country-, melodiösen Folk-, spielerischen Pop- und kraftvollen Rock-Elementen. Das Ergebnis ist ein individueller Stil, der sehr authentisch wirkt und immer wieder mit kleinen und großen Überraschungen aufwartet.

Neben der Suche nach Kompositionen, in denen Leidenschaft und Harmonie ineinander fließen, ist es ihnen wichtig - ganz im Geiste der jungen amerikanischen Songwriting-Szene - ihrer Musik einen narrativen Charakter zu verleihen, der die Sängerinnen auch zu Storytellern werden lässt. Schon seit frühster Kindheit begeisterten sie sich für die Kraft von gut erzählten Geschichten. "We´re still on the search for stories, and striving to learn how to tell them well. Now, we not only hound bookshelves, but also the people surrounding us. We search for stories of human experience, of love won and love lost, and of the million mundane things that make up everyday life" schwärmen sie auf ihrer Website.

Als sie fünf und sechs Jahre alt waren, gehörte nicht nur das aufmerksame Zuhören, wenn ihre Eltern ihnen Geschichten vorlasen, zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, auch dem Erlernen von Violine und Piano widmeten sie sich bereits zu diesem Zeitpunkt mit viel Enthusiasmus. So war es eine natürliche Konsequenz, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester Jessica 2005 die Lovell Sisters gründeten, mit den beiden Alben "Lovell Sisters" und "Time To Grow" die Aufmerksamkeit von Publikum und Kritik gewannen und erstaunlich schnell beachtliche Erfolge feiern konnten. Besonders gefiel ihnen dabei das Touren auf kunterbunten Festivals, in gemütlichen Clubs und größeren Hallen, welches sie im Sommer 2010 als Duo fortsetzten und das sie bis nach Norwegen führte. Der Übergang von den Lovell Sisters zu Larkin Poe war für sie nahtlos. Dem Bedauern über die Auflösung wurde kaum Raum gegeben. Stattdessen warfen sie sich mit schwungvoller Energie in die Arbeit an ihrem Debüt "Spring", unterstützt von den Musikern Daniel Kimbro, Chad Melton, Mike Seal und Jonathan Maness an den Instrumenten.

Ihr neuer Namen weckt die Neugier und sorgt für etwas Grübeln: Ist er tatsächlich eine Anlehnung an die Dichter Larkin und Poe und verspricht Songs voller Gruselschauer, Naturromantik und Beziehungslyrik? Nicht ganz, denn nach näherer Auseinandersetzung erfährt frau, dass Rebecca und Megan ihre musikalische Zweitgeburt nach ihrem Ur-Ur-Ur-Großvater benannt haben, der Larkin Poe hieß und noch heute in der Erinnerung der Familie lebendig ist und verehrt wird.

Und doch finden sich die den Dichtern zugeordneten Attribute in ihrer Musik. Aber ohne die düstere Schwere von Poe, vielmehr zieht sich eine ansteckende Leichtigkeit durch die neun Songs, die ganz nach der Facon des Albumtitels für einen akustischen Frühling mitten im Hitzesommer sorgen. Frau sollte sich jedoch davon nicht zu sehr ablenken lassen und des öfteren genauer hinhören, denn es gibt viele bitterzarte Wortspielereien zu entdecken.
Auf musikalischer Ebene gestaltet sich das Album wie eine angenehme Meereswoge, beginnend mit dem aufmunternd-flotten "Long hard fall" hinweg über das balladesk-filigrane "To myself" zu dem temperamentvoll-aufschäumenden "Shadows of ourselves", in welchem die Fender Rhodes unter den Instrumenten die unbestreitbare Hauptrolle spielt und dem Blues kräftig Tribut zollt, wodurch sich der Gesang in voller Stärke und erstaunlicher Reife entfalten kann.

AVIVA-Tipp: Mit knapp 20 Jahren bewegt sich das nunmehr reduzierte Lovell-Team selbstsicher und ohne jegliche Scheu im Musikgeschäft. Den Schwestern ist anzumerken, dass sie genau wissen, was sie wollen und keine Schwierigkeit haben, dies umzusetzen. Da fragt frau sich schon ein wenig, warum es überhaupt Supertalentshows gibt, wenn diesen hochbegabten Musikerinnen der Weg ins Scheinwerferlicht auch so gelingt und sie den HörerInnen ein harmonisches Album mit dezentem Temperament in die Hände legen, das Romantikerinnen genau wie Abenteurerinnen in lauen Sommernächten beglücken kann.

Larkin Poe
Spring

Edvins Records, SdS Alive, erschienen Juli 2010

Larkin Poe im Netz: http://www.larkinpoe.com/



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Beitrag vom 23.07.2010

AVIVA-Redaktion